Hundeleinen aus Biothane, eine detaillierte Zusammenfassung

Wir haben uns dafür entschieden die Biothaneleinen zukünftig selbst zu produzieren, um mehr Einfluss auf die Qualität zu erhalten.
Dafür haben wir uns im letzten dreiviertel Jahr viele Gedanken gemacht, Prototypen entwickelt und die Leinen ausführlich getestet.

Ab jetzt könnt ihr die Leinen direkt bei uns im Training bzw. im Shop kaufen.


Jetzt folgt eine umfangreiche Zusammenfassung:

Was ist Biothane?

Eine der Ideen hinter dem Biothanematerial war die Entwicklung eines besonders robusten, langlebigen Materials für den Reitsport. Dort kennt und liebt man dieses Material schon des längeren und es ist noch gar nicht so lange her, wo sich bastelfreudige Hundeliebhaber ihre eigenen Biothaneleinen hergestellt haben.
Aufgrund der immer größer werdenden Nachfrage haben sich einige Hersteller auf die Verarbeitung dieses Materials spezialisiert.

Für diejenigen die mit Biothane noch überhaupt keine Erfahrung haben, lässt sich das Material am ehesten mit Fettlederleinen vergleichen.
Die Leinen liegen gut in der Hand und bleiben auch im Winter, oder bei kalten Temperaturen weich und geschmeidig.
Biothane nimmt keine Nässe und Schmutz auf, kann daher auch nicht übel riechen, ist sehr leicht zu reinigen und schimmelresistent.

Das Rohmaterial wird von der Firma Bioplastics in den USA hergestellt. Das Material besteht dabei aus 2 Teilen:
  • dem Kern, einem Polyestergewebe, um genauer zu sein Polyethylenterephthalat
  • der Kunststoffummantelung aus PVC, oder TPU, wodurch diese Leinen so besonders sind
Durch diese Schutzschicht nimmt das Material kein Wasser und keine Gerüche auf.
Bioplastics bietet viele, besonders kräftige Farben an was vor allem bei den längeren Leinen vorteilhaft ist, damit sie von Dritten besser gesehen werden.
Da das Material besonders UV-Resistent ist verblassen die Farben auch bei langer Sonneneinstrahlung nicht so schnell.

Bioplastics hat neben PVC auch eine TPU Ummantelung im Angebot. In den meisten Fällen wird bei Hundeleinen aber die PVC Ummantelungen verwendet, im Verkauf häufig mit dem Zusatz “Biothane beta” erkennbar.
Der Grund für die PVC-Variante liegt vor allem im Preis, der Verfügbarkeit und der höchsten Farbvielfalt.


Biothane ist doch schädlich?

PVC hat einen schlechten Ruf, deshalb findet sich bei Hundeleinen aus Biothane welche meistens aus einer PVC Ummantelung bestehen häufig eine Umschreibung.

Hier einige Fakten über die PVC-Verarbeitung in Europa:
Hersteller welche in der EU bestimmte chemischen Stoffen verarbeiten müssen ihre Produkte prüfen lassen. In unserem Fall wird das Material aber nicht in der EU, sondern in den USA hergestellt.
Damit das Unternehmen die Ware exportieren darf muss aufgrund einer europäischen Chemikalienverordnung, kurz Reach genannt, ein Antrag auf Zulassung gestellt werden.

Das Produkt wird dann auf schädliche Stoffe geprüft und gegebenenfalls freigegeben, oder verboten.

Ähnliches Material wurde und wird teilweise noch immer in Billigländern produziert. Mit der exakten Dosierung von Zusätzen nimmt man es dann nicht immer so genau. Anstatt einer modernen Industrieanlage welche kritische Stoffe in einem geschützten Bereich automatisiert zumischt wird z.B. ein Joghurtbecher verwendet.

Bei der Reach-Prüfung wird das Produkt auf zur Zeit (Stand Jul. 2016) ~160 Stoffe geprüft, dabei konnte bei Biothane nur ein einziger Stoff und zwar der Weichmacher Ethylhexyl mit einem Anteil von unter 0,1 Masseprozent festgestellt werden. Laut der europäischen Chemikalienverordnung ist dieser Wert für den weiteren Vertrieb unbedenklich.

Diese Kontrollen sind sehr streng und Strafen teuer, sodass sich eigentlich kein europäischer Händler bzw. Hersteller sich hier etwas erlauben dürfte.

Leider gelten diese Regeln nicht für den asiatischen Bereich. Hersteller sind häufig von der EU aus nicht greifbar und können daher weiterhin ihre ungeprüften, billigen Produkte, auch Biothane-Alternativen auf Amazon und Co. verkaufen.
Zukünftig werden diese Produkte weiterhin für schlechte Schlagzeilen sorgen, wenn sie medienwirksam geprüft werden.

Da die Verkaufsplattformen leider nur sehr träge reagieren, kann nur der Kunde dem entgegenwirken indem er sich bewusst macht, dass Bewertungen in Massen gekauft werden und Qualität bei tiefsten Preisen kein Faktor sein kann.


Was haltet eine Hundeleine aus Biothane aus?

Die Hundeleine aus Biothane besteht aus 3 Elementen:
  • dem eigentlichen Material Biothane
  • die Verbindung
  • der Karabiner

Reißfestigkeit von Biothane:

Biothane besteht wie wir jetzt schon wissen aus 2 Elementen, dem Polyestergewebe und der Kunststoffummantelung. Die Ummantelung hat dabei keinerlei Auswirkungen auf die Reißfestigkeit des Materials.
Diese dient lediglich als Schutz um der Leine die besonderen Merkmale zu verleihen. Für die Reißfestigkeit der Leine ist ausschließlich das Gewebe im Kern verantwortlich.

Bioplastics bietet das beta Material in 3 unterschiedlichen Kernausführungen an. Aufgrund des Preises und den gängigen Stärken von 1,5 - 2,5 mm verwenden sehr viele Hersteller
  • die mittlere Biothanequalität B10 (453,6 kg),
  • alternativ würde es noch B05 (181,4 kg) und
  • B30 (1360,8 kg) geben

B10 hat eine offizielle Angabe von Bioplastics von 1000 Pfund (453,6 kg) pro Inch Breite.
Wir bieten zwei Standardbreiten an, 9 mm für kleinere Hunde und 16 mm für mittlere und große Hunde, das bedeutet, wenn wir den Herstellerangaben folgen:

HerstellerangabeUmrechnung
1 inch 25,4 mm
5/8 inch 15,875 mm
3/ 8 inch 9,525 mm
1 Pfund 0,454 kg

Ergebnis:
9 mm = 170 kg
16 mm = 284 kg

Das theoretische Ergebnis wäre daher eine Reißfestigkeit von 170 kg bei der Leine für kleine Hunde und eine Reißfestigkeit von 284 kg für die Leine bei mittleren und großen Hunden.
Dieser Wert kann bei einer tatsächlichen Prüfung, je nach Alter und Abnutzung der Leine variieren. Auch Tests mit Fabrikneuem Material variieren innerhalb bestimmter Toleranzen. Daher kann man grob eine Mindestfestigkeit mit kleiner Sicherheitstoleranz von 150 und 250 kg  bei neuen unbeschädigten Leinen festhalten.

Wir verwenden grundsätzlich nur die 2,5 mm Varianten, zwar gibt es dünnere, leichtere Qualitäten aber bei nur mehr 1,5 Millimeter nimmt die Zugfestigkeit derart ab, dass wir uns für die Sicherheit und gegen das leichtere Gewicht entschieden haben. Wobei auch zu sagen ist, dass die Leinen generell nicht sehr schwer sind.
Bitte nicht verwechseln mit der eigentlichen Belastungsgrenze. Leider bewerben einige Verkäufer von Hundeleinen die Reißfestigkeit ihres Produktes mit der Zugfestigkeit des Leinenmaterials.

Um hier besonders hohe Ziffern bewerben zu können wird nicht selten die amerikanische Herstellerangabe ohne Zusatzinfos verwendet.
Die Angabe “Die Leine hält 1000 Pfund”, ist grundsätzlich nicht falsch und klingt auch gut, aber der Kunde wird dadurch getäuscht.

Leider wird immer wieder damit geworben, es wird sogar von reißfest gesprochen. Natürlich funktioniert dieser Kaufanreiz, aber derartige Angaben ohne der Kombination "Verbindung" und "Karabiner" sind falsch.
Das der 10 Cent Karabiner bereits bei 20 kg, oder noch weniger brechen kann erwähnt niemand.
Auch darf bezweifelt werden, dass wesentlich günstigere Biothane Alternativen einen ähnlich hohen Anspruch wie der Hersteller Bioplastics hat. Im folgenden Video seht ihr einige Testverfahren.




Die erste Schwachstelle, die Verbindung

Es gibt verschiedene Verbindungen zwischen Karabiner und Leine, bzw. für die Handschlaufe.
  • Sehr häufig werden die Leinen vernietet, oder verschraubt.
  • Etwas spezieller und auch ein optischer Hingucker sind geflochtene Leinen.
  • Zu guter Letzt werden die Leinen auch vernäht, dazu benötigt man spezielle Industrienähmaschinen mit welchen man z.B. auch dickes Leder vernäht.

Je mehr das Material durch die Verarbeitung beschädigt wird, desto weniger haltet letztenendlich auch die Leine.

Bei der Verschraubung bzw. Vernietung wirkt auf das Material bei Belastung eine besonders hohe Kraft auf die Niete, welche das Material auf Dauer weiter beschädigt. 
Nach einiger Zeit könnte es daher passieren, dass das Material bei hoher Belastung über die Niete rutscht.

Außerdem hat man häufig, da zur Sicherheit 2x vernietet wird, 2 erhabene Stellen welche durchaus störend sein können. Der Vorteil ist der Preis da es die am schnellsten zu verwirklichende und günstigste Verbindung ist.

Die geflochtene Methode sieht sehr schön aus, leider verliert man durch diesen optischen Hingucker aber auch die Leichtigkeit der Reinigung.

Das Material wird bei dieser Verbindungsvariante am stärksten beschädigt.

Die Leine wird dabei nicht nur des öfteren durch Längsschnitte bearbeitet, sondern auch durch Hitze um der Verflechtung den letzten Feinschliff zu geben. Durch diese Bearbeitung verliert das Material die ursprünglich sehr hohe Reißfestigkeit, um dem entgegenzuwirken wird teilweise eine zusätzliche Niete angebracht.

Der Aufwand dieser Herstellungsmethode ist nicht zu unterschätzen, daher zählen diese Leinen auch nicht zu den günstigsten und liegen im Bereich der vernähten Leinen.

zugversuch-biothaneleineDie genähte Variante zerstört das Material am wenigsten, hat keine erhabenen Stellen, die Kraft wird je nach Nahtgröße, großflächig übertragen. Außerdem ist einer Naht Wind und Wetter egal was bei metallischen Verbindungen wie einer Niete nachteilig sein könnte und auch die Reinigung wird nicht eingeschränkt.

Bei der Naht spielt die Verarbeitung eine große Rolle, welcher Garn wird verwendet, welche Nadelstärke (jeder Stich in das Material ist eine weitere kleine Materialbeschädigung), wie lang ist die Naht und welche Naht wird genäht.
Es war für uns eine besondere Herausforderung jemanden zu finden der unsere hohen Ansprüche erfüllen konnte. Mit einem halben Dutzend Firmen haben wir getüftelt, verhandelt und unterm Strich war nur eine Firma in der Lage die Qualität zu liefern welche wir gefordert hatten.

Nach Wochen an Testläufen mit unterschiedlichen Garnen, Näheinstellungen und Arbeitsoptimierungen konnten wir Ende 2016 die ersten Prototypen von dieser Firma, welche normalerweise feinstes Leder vernäht in unseren Händen halten.
Wir haben mehrere Prototypen mit den 2 gängigsten Nahtmustern herstellen lassen um sie anschließend bei einer Belastungsprüfung wieder zu zerstören.

Zuerst haben wir die Vierecknaht getestet, welche bei der 16 mm Leine bei ~ 240kg aufgegeben hat.
Anschließend haben wir die Kreuznaht getestet welche gehalten hat, das Material ist jedoch bei ~ 265 kg gerissen.

Laut Hersteller sollte das Material 284 kg aushalten, von dem her waren wir sehr Nahe an dieser Angabe. Bedenkt man aber das Herstellerangaben im Normalfall die Mindestwerte beschreiben ist das Material bei unserem Test viel zu früh gerissen.

Ein Blick auf die Rissstelle erklärt aber diese Abweichung. Der Riss war direkt an der Nahtstelle, daher ist die Leine nicht aufgrund des Materials, sondern aufgrund dieser kleinen Materialbeschädigung frühzeitig gerissen.

Reißfestigkeit von Biothane
Daraus haben wir geschlossen, dass unsere Vierecknaht stärker wie die meisten Karabiner ist, darum verwenden wir bei den kleinen und mittleren Hunden diese Naht da vorher immer der Karabiner kaputt gehen würde.

Die Kreuznaht verwenden wir bei Leinen für große Hunde wo wir einen besonders massiven Messingkarabiner verwenden, welcher eine Kraft von in etwa 260 kg aushält.
zugversuch-biothaneleine
Bei unserer ersten größeren Bestellung sprang uns dann aus diversen Gründen die Firma wieder ab und wir wollten das Projekt begraben da wir schon zu viel ohne überhaupt irgendetwas zu verkaufen investiert hatten.
Zwar bestand die Möglicheit die Arbeit sehr günstig in das Ausland zu verlagern, wir wollten es aber unbedingt bei uns in der Nähe haben, sodass wir die Qualität regelmäßig kontrollieren können.


Um 5 vor 12 haben wir dann aber doch noch aufgrund einer Stellenausschreibung einen Weg gefunden und zwar in einer Meisterin, welche mit uns die Naht weiter verbessern konnte.

Nach weiteren Prototypen und Zugversuchen konnten wir das Zugergebnis der 9mm Leine und die Kreuznaht der 16 mm Leine deutlich steigern.


Bei der 9 mm Leine sind wir jetzt bei ~ 169 kg und bei der Kreuznaht der 16mm Leine für große Hunde sogar auf über 300 kg gekommen.
Dieses mal sind wir am Materialreißpunkt angekommen, sprich die Naht ist bei unserem Produkt nicht mehr der Schwachpunkt.


Die zweite Schwachstelle, der Karabiner

Für uns war von Anfang an klar, dass wir auf Messingbolzenkarabiner setzen werden.

Eine Alltagsleine ist mehrmals am Tag Wind und Wetter ausgesetzt und da die goldigen Karabiner sehr verschleißfest sind halten sie auch wesentlich länger, wie die günstigeren und häufiger eingesetzten silbernen Zinkdruckgusskarabiner.

Es gibt am Markt viele verschiedene, zum Teil wunderschöne weitere Karabiner. Der Bolzenkarabiner ist aber zum einen der verbreitetste, über 90% in unserer Hundeschule haben diesen Karabiner. Dahingehend wäre es nicht klug einen neuen Mechanismus zu präsentieren.

Weiters ist der Bolzenkarabiner sehr sicher, nicht nur was die Zugfestigkeit betrifft, sondern er kann sich auch nicht so ohne weiteres im Gestrüpp selbst öffnen.


Die höchste Qualität der Karabiner bieten mit Sicherheit Edelstahlkarabiner, sind ebenfalls sehr verschleißfest und halten noch höhere Kräfte wie Messing aus.
Da diese aber im Einkauf um einiges teurer sind und im Verhältnis zu Messing bei der Reißfestigkeit bei Hundeleinen keinen großen Vorteil bietet stellt sich die Frage, ob man als Kunde bereit ist das zu zahlen?

Wir haben für unsere Leinen mehrere Messingkarabiner von unterschiedlichen Herstellern und Händlern testen lassen und haben uns für diese 3 entschieden:
kleiner Karabiner 15 g: bricht ab ~100 kg
mittlerer Karabiner 30 g: bricht ab ~120 kg
großer Karabiner 50 g: bricht ab ~250 kg

Bei den Tests war alles dabei, sehr teure, mittlere und sehr günstige Karabiner.
Überrascht hat uns dann doch, dass vor allem die günstigen Karabiner kaum etwas halten.

Wir hatten zum Beispiel einen sehr klobigen Karabiner, den wir für die großen Hunde einsetzen wollten und welcher schneller gebrochen ist wie jetzt unser kleiner Welpenkarabiner.

kleiner, mittlerer und großer Karabiner

Beim mittleren und großen Karabiner waren wir uns bei der Wahl schnell einig, beim kleinen Karabiner hatten wir noch eine gute Alternative. Zunächst wollten wir einen günstigeren noch kleineren Karabiner mit einer 45 kg Belastungsgrenze einsetzen, sind aber dann zum Schluss gekommen, dass uns das aus folgendem Grund zu gefährlich ist:

Die folgenden Kilogramm Angaben beziehen sich auf das Gewicht das nötig ist um den Karabiner zu zerstören. Man zieht mit 90 kg am kleinen Karabiner, dann wird er halten. Man zieht mit 110 kg am kleinen Karabiner, dann wird er der Belastung nachgeben.
biothane-leine-festigkeitspruefung


Das Problem ist, welche Kraft wirkt wenn der 10 kg Hund mit Geschwindigkeit x in die Leine läuft?
Wir dachten zunächst dass man dazu eine "einfache" Formel benötigt, wo sich dann herausstellen wird, dass der kleine Hund diese 45 kg nie erreichen wird, leider ist dem nicht so.
Wir haben dazu eine Firma welche im Bereich Vorrichtungsbau komplexe Berechnungen durchführen muss um Unterstützung gebeten.
Das Vorhaben war aber viel komplizierter wie ursprünglich gedacht, ein Problem war zum Beispiel die Berechnung der Dehnung.
Dazu haben wir verschiedene Zugversuche mit Hilfe von Slowmotionvideos analysiert und versucht die Dehnung zu messen. Leider kamen wir zu keinem befriedigendem Ergebnis, da immer mehr Probleme aufraten.

Unser Wunsch einer pauschalen Aussage, bezogen auf das Hundegewicht ist praktisch nicht umzusetzen. Es sind zu viele unbekannte Faktoren vorhanden und daher muss jeder Leinenriss einzeln betrachtet werden, was im Verkauf aber unmöglich zu kommunizieren wäre.

Wie schnell läuft der Hund in die Leine, wie lang ist die Leine (wir bieten unterschiedliche Längen an), wie viel wird sich die Leine bei welcher Länge dehnen, welche Temperatur herrscht gerade, der Halter selbst steht auch nicht wie ein fester Körper in der Gegend, sondern reagiert auf den Zug an der Leine in dem er etwas nachgibt usw.

Aus diesem Grund können wir dahingehend leider keine Auskunft geben, da wir aber das Gewicht mit mindestens 100 kg bei kleinen Hunden sehr hoch angelegt haben, ist es sehr unwahrscheinlich dass je ein Mensch in einem plötzlichen Moment diese 100 kg halten könnte.

Dahingehend wird bevor die Leine reißt der Mensch die Leine loslassen, bzw. sie wird im aus der Hand gerissen.
Je höher aber die Belastungsgrenze der Leine ist, desto länger wird sie halten und desto eher kann man sich auch noch nach längerer Zeit darauf verlassen seinen Vierbeiner vor Gefahren zurückhalten zu können, ohne dass im entscheidenden Moment sich der Karabiner, oder die Verbindung löst.
Niemand kann eine genaue Angabe dazu machen für welches Hundegewicht eine bestimmte Leine ausgelegt ist, da die dazu erforderlichen Berechnungen vor dem Riss nicht möglich sind.

Was jedoch möglich ist sind Angaben zur Bruchlast des Materials im speziellen auf die Schwachpunkte Karabiner und Verbindung. Häufiger verfügbar vor allem im Falle von Biothane, aber auch anderen Materialien ist die Festigkeit des Rohmaterials.
Diese Angaben sind aber mit Vorsicht zu genießen, da außer vielleicht bei speziellen größeren Karabinern immer vorher der Karabiner, oder die Verbindung reißt.
Anders verhält es sich natürlich bei den dünneren Leinenqualitäten, dort kann durchaus vorher das Material aufgeben.

Bei unseren Tests waren wir dann nicht mehr bei der Herstellerangabe von 284 kg, sondern teilweise unter 30 kg, da der Karabiner gebrochen ist.
Das bedeutet dann nicht das die Leine für 30kg Hunde geeignet ist, sondern das sie 30kg Belastung aushaltet.

Bei einem kleineren Hund von in etwa 8 kg weiß man zwar nicht genau welche Kraft bei einer 5 m Leine im vollen Lauf entstanden wäre, aber vertraue ich dann auf eine billige Leine häufig hergestellt in China, oder eine etwas teurere geprüfte Leine, hergestellt in Österreich?

Wichtig zu merken:

Jegliche Gewichtsangabe bei getesteten Leinen bezieht sich immer auf das Material, diesen Wert kann man nicht 1:1 auf den Hund übertragen.

Je höher aber die Belastungsgrenze der Kombination Leine, Karabiner und Verbindung, desto länger wird sie halten und desto eher kann man sich auch noch nach längerer Zeit darauf verlassen seinen Vierbeiner vor Gefahren zurückhalten zu können, ohne das im entscheidenden Moment sich der Karabiner, oder die Verbindung löst.


Nachtest 03.11.2017


Um die Qualität der bereits vorhandenen Leinen zu sichern, eventuell sogar zu verbessern und um auch unser neuestes Produkt "Zeus" mit gutem Gewissen verkaufen zu können haben wir weitere Tests durchführen lassen.

Hundeleine Zeus Test
Insgesamt hatten wir 16 verschiedene Kategorien. Darunter aktuelle Karabiner, aber auch neue Karabiner von diversen Händlern und Herstellern und ersten Zeus-Prototypen.

Die Qualität der aktuellen Leinen konnten wir bestätigen, hierbei gab es kaum Differenzen zu unseren vorherigen Tests. Unser Ziel die Hundeleine für mittlere Hunde zu optimieren ist uns ebenfalls geglückt. Wir haben Testkarabiner erfolgreich mit 150 kg getestet und dies wird die neue Referenz für diese Leine werden.
Auf dem Foto sieht man ein wenig die Testumgebung und einen Karabiner mit bereits gebrochenem Bolzen.

Einleitung Hundeleine Zeus

Besonders angespannt waren wir bei den Tests zu unserem neuesten Produkt, Zeus. Seit fünf Monaten haben wir an dieser neuen Leine gearbeitet und in nur 10 Minuten hätte alles kaputt sein können.
Dementsprechend gut haben wir uns darauf vorbereitet, hatten sogar einen Plan B mit einer komplett neu entwickelten Naht dabei.

Eine besondere Herausforderung bei dieser Leine war die Materialstärke und das dazu passende Garn. An der dicksten Stelle haben wir fast 10mm, eine Stärke welche kaum mehr eine Maschine sauber vernähen kann und blöderweise sind uns durch die enorme Reibung einige, vor allem auch sehr hochwertige Garne bereits beim Vernähen gerissen.

Dementsprechend hoch war die Angst, dass der Garn aufgrund dieser Reibungsbelastung bei späteren Tests versagen wird.

Eine weitere Herausforderung war wieder einmal den passenden Karabiner zu finden, vor allem sollte es einer sein der besser wie alles bisherige war und der dem Namen "Zeus" gerecht wird.

Ein weiteres Puzzleteil war die Suche nach einem Neoprenlieferanten und es gibt viele, zu viele und nicht selten günstigst aus Fernost. Letztenendlich haben wir uns für einen deutschen Hersteller entschieden, der Einkauf ist zwar nicht günstig aber wir bauen ja eine hochwertige Leine.

Weitere Ziele welche wir uns gesteckt haben war der vegane Faktor und der ausschließliche Einkauf über deutsche Unternehmen.
Angefangen vom Garn, weiteren Rohmaterialien, Sonderanfertigung von Spezialwerkzeug, der eigentlichen Produktion, der Verpackung, Werbematerialien und Vertrieb. Es sind ausschließlich deutschen Unternehmen involviert bzw. sind mit uns als Hersteller auch 3 Osttiroler Betriebe dabei.

Der Test von Zeus

Wir beginnen vielleicht wieder mit den offiziellen Angaben vom Rohmaterial der Leine, wir verwenden von Biothane die Variante B10SH034.
  • B10 steht wieder für die Stärke des Kerns (453,6 kg / inch Breite)
  • SH steht für "Superheavy" mit einer Materialdicke von 4mm
  • 034 ist die Breitenangabe in Zoll
HerstellerangabeUmrechnung
1 inch 25,4 mm
3/4 inch 19,05 mm
1 Pfund 0,454 kg

Ergebnis:
19 mm = 340 kg


Der theoretische Wert ab wann das Material reißt wäre daher 340 kg, sprich ~50 kg mehr wie bei der Standardversion. Wir haben für den Zugtest 2 Varianten vorbereitet. Eine mit Rechtecksnaht und eine weitere mit zusätzlicher Sicherungsnaht. Unser Plan mit der Kreuznaht hat leider aufgrund der Reibung überhaupt nicht funktioniert.

Zunächst haben wir die "einfachere" Version getestet und zu unserem Pech ist sie bereits bei ~ 240 kg gerissen. Folgeversuche konnten den Wert nicht steigern, oder senken im Schnitt waren wir bei 250kg. Zu unserem Glück hielt der Karabiner, ein kleiner Trost aber wir hatten ja noch unseren Plan B mit der zusätzlichen Sicherheitsnaht.

Tatsächlich, unser Plan mit der Sicherheitsnaht ging auf der Prototyp ist erst bei 3022 Newton (308.053 kg) gerissen bzw. besser gesagt der Karabiner hat nachgegeben. Die Naht hat tatsächlich gehalten und der Karabiner mehr Belastung stand gehalten wie im Vorfeld berechnet.

Wir haben dann diesen bereits stark belasteteten Prototypen nochmals ohne Karabiner gezogen, da wir wissen wollten wie viel denn nun die Naht tatsächlich aushaltet.

Wir kamen dann auf ein unglaubliches Ergebnis von 350 kg, im Verhältnis ohne Sicherheitsnaht hatten wir 100 kg weniger.



Auf dem Foto sieht man einen Zeus Prototypen welcher in diesem Moment ein Gewicht von 2982 N (303.976 kg) stand hält. Man sieht der Naht an wie sie kämpft, sie "knirscht" vor Belastung und der Garn frisst sich immer tiefer in das Material. Der Versuch scheiterte letzten endlich am Karabiner.

Für uns war das Ergebnis bereits mehr als gut und die letzten Versuche sollten nur mehr unsere Neugierde befriedigen. Wie viel hält die Naht ohne Karabiner?

Wir haben dafür keinen neuen Prototypen verwendet, sondern jenen vom Foto der bereits die 300 kg gehalten hat. Sprich dieser Prototyp wird jetzt einer zweiten Belastung ohne Karabiner ausgesetzt.
Nach etwa 350 kg war der Spuk zuende, die Naht ist gerissen sprich wir sind mit unserer Spezialnaht schon wieder an den theoretischen Materialreißpunkt gekommen. Unsere Naht ist daher wieder kein Schwachpunkt, sondern der Karabiner und hier haben wir mit etwas über 300 kg eine neue Referenz finden können.


Hier noch ein Vergleich der Zeusprototypen. Im oberen Bereich mit 1 gekennzeichnet jeweils die Vierecknaht und Viereck & Sicherheitsnaht. Die Vierecknaht hat bereits bei ~250 kg aufgegeben der Karabiner ist heil geblieben (bricht erst ab 300 kg), die Sicherheitsnaht hat gehalten dafür ist bei etwas über 300 kg der Karabinerbolzen gebrochen.

Durch die enorme Kraft erkennt man bereits einige kleinere Nahtfehler in der Sicherheitsnaht. Die Kraft geht zuerst auf diesen mittleren Teil wo sich der Garn so stark in das Material frisst, dass man sie kaum mehr sieht, aber sie hat gehalten. Der äußere Viereckbereich sieht optisch unversehrt aus, weil die Sicherheitsnaht die erste große Kraft pufferte.

Im unteren Bereich mit 2 gekennzeichnet sieht man einen weiteren Test ohne Karabiner. Viereck wie schon der Versuch mit Karabiner hielt in etwa 250 kg. Die Version mit der Sicherheitsnaht kam auf 350 kg.


Fazit:
Biothane ist ein tolles Material für Hundeleinen, es sieht wie eine Lederleine aus bringt aber dessen Nachteile nicht mit sich.

Das Material lässt sich besonders leicht reinigen, es gibt vor allem leuchtende Farben damit Dritte diese schneller sehen und nicht darüber stolpern.

Auch die Reißfestigkeit des Materials ist sehr gut, jedoch sollte man als Kunde bei der Verbindung etwas aufpassen denn dort ist die eigentliche Schwachstelle dieser Leinen zu suchen.

Welche Karabiner wurden eingesetzt, was halten diese Karabiner aus?
Auf Aussagen wie "bei unserem Hund ist noch nie etwas passiert" sollte man sich nicht verlassen, entweder das Produkt wurde geprüft, oder eben nicht.

Wie sieht die Verbindung der Leine zum Karabiner aus? Wurden die Nähte, die Verflechtung, oder die Nieten sauber verarbeitet? Wer hat die Verbindung hergestellt, ein darauf spezialisiertes Unternehmen, chinesische Massenware, oder eine Privatperson?


Weiterführende Links:
Welche Hundeleine soll ich kaufen?
Biothaneleinen in unserem Shop kaufen


Da es uns schon einige male passiert ist, dass unsere in mühevoller Arbeit erstellten Artikel und Informationen kopiert wurden und als eigene Texte ausgegeben wurden sei hier nochmals angeführt welche Konsequenzen das hat. Wir nutzen einen Service, welcher uns automatisch auf mögliche Kopien auf anderen Seiten hinweist, wenn wir dort keine Quellenangabe finden wird dies vor allem im gewerblichen Bereich ohne jegliche Vorwarnung rechtlich verfolgt. Mit Quellenangabe können die Texte natürlich ohne zu fragen verwendet werden, auch gewerblich.

Kommentare  
 
# roman huber 2018-01-26 10:19
Grüezi,
Ich habe die interessanten Angaben über Biothane bei Ihnen gelesen. Wir stellen für den Bedarf unserer Hundeschule die Leinen neu selber her und verarbeiten Biothane.
Meine Hauptfrage: mit welchem Typ/Marke Industrie-Nähma schine verarbeitet man Biothane doppellagig am besten? Herzlichen Dank für eine Auskunft.
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# Gerda 2018-01-26 14:34
Hallo Roman,

ich würde sagen es ist eine reine Geschmacksfrage , da grundsätzlich jede Maschine mit einer bestimmten Fußhöhe das Material vernähen kann. Je nach Biothanestärke ist dies wohl die wichtigste Eigenschaft auf welche man achten soll.
Günstigere Maschinen mit ~ 4mm fallen eh sofort alle raus und im oberen Bereich ab 8mm gibt es dann nicht mehr so viele Maschinen - bzw. sind es dann sehr hochwertige Maschinen welche kaum mehr Wünsche offen lassen und wo die Marke keine Rolle mehr spielt.
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# Christian Sepke 2018-09-19 07:31
Sehr geehrte Damen und Herren,

Die Belastungsgrenz en lassen sich doch recht leicht ermitteln für das jeweilige Hundegewicht. Folgen wir dem Blick auf die Ladungssicherun g, entwickelt doch ein Körper X eine bestimmte Gewichtskraft, so er auf ein feststehendes Hindernis trifft, Vereinfacht ergibt sich daraus einen Wert von Gewicht X mal 10 (9,81) um Sicherheitsrese rven zu haben.

Gehen Sie davon aus, dass der Hund am Baum festgemacht ist (der i.d.R. nicht nachgibt) und wegen bspw. einer Katze oder Reh voll ins Leinenende sprintet - dabei sollte ein mittelgroßer 30kg-Hund am Leinenende eine Gewichtskraft von umgerechnet 300kg aufbauen. Hängt der Mensch dran, der eine derartige Gewichtskraft niemals halten kann, ist das schlicht und ergreifend der nötige Sicherheitsgewi nn am Material und ich lasse den Hund deswegen nicht los, selbst das 2. Fellmonster nicht, das mit einer ähnlichen Gewichtskraft meist gleichzeitig ins Leinenende einschlägt.

Genau aus dieser Berechnung heraus, entscheide ich mich grundsätzlich für Material, bei dem Belastungswerte angegeben sind und das sind sie bei den meisten Karabinern nicht.

Um es zu verdeutlichen, mein 30kg-Husky hat letztlich erst im Spiel, also ohne run ins Leinenende, einen 8mm-Feuerwehrka rabiner zu Edelstahlschrot t verarbeitet. Irgendwie war die federbelastete Schließe aufgegangen und der Hund hat den Karabiner offenbar spielend aufgebogen. Ich schaffe so etwas ohne Werkzeug nicht! Dazu muss man sagen, der Hund hat in den ersten 2½ Jahren seines Lebens noch nie ein Geschirr oder Leine gesehen, ist mehr oder weniger halb ausgewildert in einem Rudel aufgewachsen und hat dort das Jagen im Rudel quasi mit der Muttermilch eingetrichtert bekommen. Also so gesehen sicher Ausnahmehund aber auch er kommt an der Physik nicht vorbei und WIR sollten uns endlich darüber klar werden, dass es sich - egal wie gut erzogen - immer um unberechenbare Tiere handelt und mit dem nötigen Respekt und der nötigen Weitsicht mit ihnen beschäftigen, denn diese Fähigkeit unterscheidet uns von Ihnen! ;-)

In diesem Sinne, frohes Schaffen und viele Grüße!

Christian
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# Gerda 2018-09-19 15:28
Hallo Christian,

aus diesem Grund haben wir jeden einzelnen Bestandteil selbst prüfen lassen, dahingehend natürlich auch die Karabiner.

Die Belastungsgrenz en lassen sich nur theoretisch leicht ermitteln, in der Praxis kommen weitere Faktoren wie z.B. auch die Dehnung, Temperatur, Leinenlänge immer bezogen auf das jeweilige Element hinzu, was eine konkrete Aussage unmöglich macht.

Wir haben es dennoch versucht, hatten z.B. für die Dehnungsberechn ung auch Slowmotionvideo s analysiert, mussten aber dann aufgeben und haben uns für Bruchlastaussag en zum schwächsten Glied entschieden.
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